Die Kerndämmung zweischaligen Mauerwerks mit Luftschicht ist eine der kostengünstigsten
Dämmmassnahmen. Bei ihr verbleiben bei Altbauten die vorhandenen Wärmebrücken im
Mauerwerk.
In unserem Fachbereich erhalten wir häufig Fragen zur Auswirkung von Kerndämmungen auf Wärmebrücken innerhalb des Mauerwerks. Viele befürchten, dass Kerndämmungen die negativen Auswirkungen existierender Wärmebrücken verstärken könnten und z.B. die Schimmelgefahr erhöhen. Wir möchten diese Bedenken mit aktuellen Berechnungen und Analysen aus dem Bereich der Bauphysik entkräften.
Der Fachverband Einblasdämmung (FVED) und Dipl.-Ing. Werner Eicke-Hennig vom Energieinstitut Hessen haben zu dem Thema Wärmebrücken und Einblasdämmung aufgeklärt. Was folgt ist eine Zusammenfassung.
Die Wirkung von Kerndämmung auf Wärmebrücken
Kerndämmung, die zwischen den Wandschalen angebracht wird, reduziert effektiv die Wärmeverluste der inneren Wand und erhöht dadurch die Oberflächentemperatur an der raumzugewandten Seite. Dies führt zu einer deutlichen Temperaturerhöhung normalerweise 2-3 °C aber in bestimmten Fällen bis zu 6 °C betragen kann. Die wärmere innere Wandschale wirkt sich positiv auf die Schimmelgefahr im Bereich von Wärmebrücken aus, da sie Tauwasserbildung verhindert und feuchte Luftströmungen in der Regel unterbindet. Das führt zu einer weiteren Senkung der Wärmeverluste und einer trockeneren
Außenschale, die nach Wegfall der Belüftung ebenfalls zum Wärmeschutz. Gleichzeitig wird der Wärmestrom nach außen in diesen Bereichen erhöht, was jedoch aufgrund der begrenzten Auswirkungen als akzeptabel angesehen wird.
Vereinzelt vorkommende gravierende Wärmebrücken, die auf einen mangelhaften, von kaum gedämmten Beton-OG-Decken, Rollladenkästen, Fensterlaibungen,
ungedämmten Betonkellerdecken herrührenden Ausgangszustand verweisen, können grundsätzlich nur mittels zielführender Zusatzmaßnahmen korrigiert werden.
Wärmebrücken wie Bindersteine oder Mörtelreste
Durch die Kerndämmung wird die Innenseite der Wand wärmer, was das Schimmelrisiko im Bereich von Bindersteinen oder Mörtelresten verringert. Wenn wir die Wärmeverluste durch die wärmeren Bindersteine betrachten, müssen wir berücksichtigen, dass zwar einerseits die Temperatur der Steine in der Innenschale steigt, aber andererseits die Wärmeverluste durch die Steinoberfläche dank der Dämmung in der Luftschicht geringer sind. Dadurch, dass die Wand insgesamt wärmer wird, entstehen keine neuen kalten Stellen, an denen Feuchtigkeit kondensieren und Schimmel entstehen könnte.
Historische Erfahrungsberichte zu Bindersteinen
Historische Literatur und Wärmebrückenatlanten liefern wertvolle Einblicke in die Wärmebrückenwirkung von Bindersteinen. Diese dienten bis 1945 als Verbindung zwischen den Mauerwerksschalen. Trotz ihres Flächenanteils von 6% pro Quadratmeter Wand erscheint ihre Wärmebrückenwirkung eher schwach, da historisch keine signifikanten Berichte über Tauwasser oder Schimmel im Bereich von Binderköpfen existieren. Kerndämmung steigert die Temperatur der Innenschale und reduziert somit das ohnehin geringe Schimmelrisiko im Bereich der Bindersteine weiter.
Qualitative Bewertung, wie sich die Kerndämmung auf vorhandene Wärmebrücken auswirkt
Wärmebrücke | Schimmelgefahr | Wärmeverlust |
Bindersteine zwischen Wandschalen | reduziert | leicht erhöht |
Außenecke mit Luftschicht ausgeführt | reduziert | reduziert |
Mörtelreste im Fußpunkt | neutral | minimal erhöht |
1-3 Schichten Vollmauerwerk unter Decken | reduziert | leicht erhöht |
Laibung Fensterbank | reduziert | neutral |
Vertikale Fensterlaibung Schließstein außen | reduziert | reduziert |
Auflager Betondecken im Mauerwerk | reduziert | neutral |
Balkonkragplatte aus Beton | reduziert | reduziert |
Betonfensterstürze, Eisenträger | neutral | neutral |
Traufseite Anschluss OG-Decke Beton ungedämmt | reduziert | reduziert |
Rollladenkästen | neutral | neutral |
Luftschicht endet am Beton-Ringanker oder einer Flachdach-Attikaaufkantung aus Beton | reduziert | leicht erhöht |
Heizkörpernischen voll gemauert | neutral | neutral |
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kerndämmung in den meisten Fällen die negativen Auswirkungen von Wärmebrücken abschwächt oder neutralisiert. Sie erhöht die Energieeffizienz und verringert das Schimmelrisiko. Bei gravierenden Wärmebrücken sind jedoch zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Kerndämmungen stellen eine wichtige erste Maßnahme in der energetischen Sanierung dar und sollten insbesondere bei zweischaligen Außenwänden in Betracht gezogen werden.
Über den Autor Mate Rumstein:
Mate Rumstein verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung als Industrieisolierer und hat in dieser Zeit zahlreiche Projekte unterschiedlicher Größen geleitet. Seine Karriere startete er als Bauleiter bei RS Isolierung GmbH, bevor er als Isolierer und Bauleiter zur A.S. Dämmtechnik GmbH in Hamburg wechselte. Dort spezialisierte er sich auf Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierungen. Über die Jahre hat Mate Rumstein umfassende Kenntnisse in verschiedenen Bereichen der Dämmung erworben und gilt als zuverlässiger Experte in seinem Fachgebiet.
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