Eine Fach-Information des Fachverband Einblasdämmung verfasst von Herrn Arnold Drewer
Die Entscheidung, einen Dachboden zu Wohnzwecken auszubauen, wird nicht ad hoc getroffen, bis zu ihrer Realisierung vergeht oft viel Zeit. Mit der Einblasdämmung steht eine Interimslösung zur Verfügung, da die Dämmung beim späteren Dachausbau wiederverwendet werden kann. Dipl.-Ing. Werner Eicke-Hennig vom Energieinstitut Hessen beschreibt das Verfahren.
Die flexible Dämmung
In 3,8 Mio. deutschen Wohngebäuden gibt es noch 427 Mio. m2 unbeheizte und unge- dämmte Dachbodenflächen, deren mäßi- ger Wärmeschutz mit U-Werten zwischen 1,1 bis 1,4 W/(m2K) vermeidbare Wärme- verluste erzeugt. Das nationale Heizener- gie-Einsparpotenzial beträgt bei 30 cm Dämmdicke 2,8 Mrd. m3 Erdgas oder 8,8 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr.
Viele Hauseigentümer zögern mit der Däm- mung der OG-Decke wegen eines für später geplanten Dachausbaus. Das Einblasdämm- verfahren bietet eine vorteilhafte Hand- lungsmöglichkeit, mit der die Sorge, im Zuge des geplanten Dachausbaus einen Wertverlust hinnehmen zu müssen, ausge- räumt werden kann. Das Vorgehen:
SofortigeEinblasdämmungaufdieDach- bodenfläche mit oder ohne Begehbar- keit.
Dämmstoff-Wiederverwertung bei spä- terem Dachausbau zu Wohnzwecken.
Zuallererst erhält der Dachboden mit der Einblasdämmung schnell und kostengünstig eine Dämmlage von 30 cm Dämmstoff- flocken.
(Abb. 1 rechts) Die Arbeiten dauern einen Tag und sind ohne beeinträchtigen- dem Umbauaufwand im Haus durchführ- bar. (Bild 6) Die Dämmstoffflocken verha- ken sich zu einer Verbundschicht, die keinen Schutz benötigt und durch ihr Eigengewicht liegen bleibt.
(Abb. 2 unten) Eine Verfestigung mit Sprühkleber an der Oberfläche ist möglich, aber nicht erforderlich. Holzbal- kendecken erfordern die Verlegung einer diffusionshemmenden Schicht unter der Dämmung. Ihre Amortisationszeit liegt un- ter 5 Jahren, das Risiko des Wertverlustes ist von daher gering, zumal der Dämmstoff beim späteren Dachausbau wiederverwendet werden kann.
Soll der Dachboden begehbar bleiben, kann eine Laufspur angebracht oder auch die gesamte Fläche mit aufgeständerten OSB- Platten versehen werden. In den geschaffenen Hohlraum werden die Dämmstoffflocken eingeblasen (Bild 4). Als Dämmstoff bieten sich zahlreiche Produkte von Stein-, oder Glaswolleflocken über Zellulose bis zu Holzfasern an.
Zum Zeitpunkt des Dachausbaus werden die Dämmstoffflocken in die neu aufzu- bauende Dachschräge verlegt. Vorher wird die beschränkte Sparrenhöhe durch einen nach innen gerichteten Sparrenex- pander vergrößert. Die Dämmflocken können per Hand (Schaufel) in die Dachschräge gebracht oder vom Einblasdämmbetrieb abgesaugt und wieder in die Dachschräge eingeblasen werden. (Abb. 5 unten) Der wiederverwendete Dämmstoff reicht für einen Teil der Füllung der alten Sparrenhöhe aus.
An den Seiten der Sparren zu verschrau- bende Sparrenexpander erweitern je nach Kopfhöhe den Dämmraum nach in- nen. Der Einbau einer Behelfs-Unter- spannbahn unter den Dachziegeln in den einzelnen Sparrenfeldern ist ein notwen- diger Kompromiss, solange das Dach nicht neu eingedeckt wird. Sie ermöglicht eine Entwässerung der zeitweilig von den Ziegeln abtropfenden geringen Konden- satmengen über die Außenwand hinaus. Eine diffusionsoffene Unterspannbahn- Folie dient diesem Zweck am besten. Den Aufbau zeigt Abb. 7 (unten). Die neue Innenbekleidung mit diffusionsoffener und lutidichtender Schicht schließt den neuen Hohlraum raumseitig ab. Vom Spitzbo- den ausgehend kann nun in den Hohl- raum zwischen den Sparren/Expandern alter und neuer Dämmstoff eingeblasen werden. Mit diesem Vorgehen ist bei Dämmdicken von 20 cm ein U-Wert von 0,19 W/(m2K) erzielbar, den eine zusätzli- che raumseitige Phenolharzdämmung von 5 cm Dicke auf BEG-förderfähige 0,14 W/(m2K) verbessert. Wird später das Dach neu gedeckt, kann auch eine Auf- sparrendämmung die Lösung zwischen den Sparren ergänzen, die die physika- lisch optimale Dämmdicke von 30-40 cm mit einem U-Wert von 0,1 W/(m2K) er- möglicht.
So werden die Materialien in hohem Grad wiederverwertet. Es entsteht kein Wertverlust für den Hauseigentümer. Die Energieeinsparung beginnt sofort mit der Dachbodendämmung, die Behaglichkeit im Haus erhöht sich bereits während der Arbeiten.
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